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Selbstjustiz als letztes Mittel: Stille Gefahr in den Amtsstuben nimmt zu

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Immer mehr Bürger fühlen sich von Behörden gegängelt - mache greifen zur Selbstjustiz (os). Wahrscheinlich im Streit um die drohende Abgabe seines Führerscheines hat am Montag ein Mann (57) in Lürschau (Schleswig-Holstein) die Mitarbeiterin (37) einer Führerscheinstelle erstochen. Ende April hatte ein Rentner den Landrat des Kreises Hameln in seinem Dienstzimmer erschossen, wohl weil er sich von der Kreisbehörde drangsaliert fühlte. Und Ende September 2012 sorgte der Mord an einer Jobcenter-Mitarbeiterin (32) in Neuss (Nordrhein-Westfalen) bundesweit für Aufsehen. In allen drei Fällen bricht sich offenbar eine ohnmächtige Wut Bahn: Bürger fühlen sich immer häufiger durch Behörden in die Enge getrieben. Der Gesetzgeber tut gut daran, die Gefahr nicht zu unterschätzen. Experten bemängeln, dass immer mehr Gesetze erlassen und Menschen zu Nummern degradiert werden. Der Freiraum des Einzelnen werde Jahr für Jahr mehr durch Bestimmungen eingeengt, nicht selten aus wirtschaftlichen Interessen bestimmter Gruppen. Und: Für Bürokraten stünden vermehrt Fallzahlen und nicht mehr das Individuum im Mittelpunkt. Diese These wird von der schonungslosen Analyse von Inge Hannemann (44) untermauert. Die Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona ist mit ihrem Arbeitgeber, der Hamburger Sozialbehörde, aneinandergerasselt, weil sie sich weigert, Hartz-IV-Empfängern Geld zu streichen, wenn diese nicht zu Beratungen erscheinen. Die Jobcenter-Mitarbeiter seien angehalten, Menschen in prekäre Zeitarbeitsjobs oder sinnlose Maßnahmen zu vermitteln, nur um Zielzahlen zu erfüllen. Experten warnen: Wenn es nicht gelingt, in den Amtsstuben wieder mehr Dienst am Bürger zu erreichen und sich wirklich ihrer Probleme anzunehmen, werden sich Fälle wie in Lürschau und Neuss häufen.

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