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(jd). Der pensionierte Förster Alfred L. (88) aus Ohrensen gilt jetzt als rechtskräftig verurteilter Mörder - zumindest in Italien. Dort wurde der Ex-Wehrmachtssoldat bereits 2011 von einem Militärtribunal wegen seiner Beteiligung an der brutalen Ermordung Hunderter Zivilisten in Abwesenheit schuldig gesprochen (das WOCHENBLATT berichtete). Das Berufungsgericht in Rom bestätigte das Urteil im Oktober 2012. Dagegen soll L. laut Nebenkläger-Anwalt Andrea Speranzoni keine Berufung eingelegt haben. Die gegen L. verhängte lebenslange Haftstrafe könnte nun theoretisch vollstreckt werden. Auch eine Auslieferung wäre möglich.
Die Massaker an der Zivilbevölkerung, an denen L. mitgewirkt haben soll, wurden im Frühjahr 1944 von der Wehrmachts-Eliteeinheit "Division Hermann Göring" verübt. Die im Sinne der NS-Ideologie besonders fanatisierte Truppe brachte in mehreren Bergdörfern des Apennin wehrlose Menschen auf bestialische Weise um: Nach Zeugenaussagen verbrannten Menschen in von den Soldaten angesteckten Häusern, Babys wurden "mit roher Gewalt getötet" und man stellte Frauen mit ihren Kindern an die Wand, wo sie niedergeschossen wurden.
Auch die deutsche Justiz war im Fall L. schon tätig: Staatsanwälte aus Stade hatten L. im Rahmen der Rechtshilfe zu Vernehmungen vorgeladen, bei denen dieser jedoch schwieg. Außerdem beschlagnahmten die Strafverfolger L.s Tagebuch. Einträge daraus belasteten den Ohrensener schwer und dienten beim Prozess ebenso als Beweismittel wie abgehörte Telefonate mit alten Kameraden und Mitangeklagten.
Staatsanwaltschaft soll Einleitung eines Ermittlungsverfahrens prüfen
Was in Italien mit einer Verurteilung L.s endete, führte hierzulande bislang nicht einmal zu einer Anklageerhebung: Die Beweislage reiche für den Nachweis individueller Schuld nicht aus, erklärte laut "taz" der Staatsanwalt Andreas Brendel von der Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen. Das ändert sich womöglich bald: "Die Staatsanwaltschaft...